Von Hoffnung, der Gewissensskala und ihrer Anwendung im Alltag

„Selbst in den heißesten Flammen
Das Fünkchen Hoffnung noch suchen
Denn selbst die dunkelste Stunde hat nur sechzig Minuten“*

Quelle: Anna-Lena Meyer

Quelle: Anna-Lena Meyer

Wie Sie bereits wissen, ist das Thema Nachhaltigkeit mir sehr wichtig, weswegen ich es immer wieder auch in meinem beruflichen Alltag aufgreife.

Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Generation, weswegen ich in diesem Blog Artikel näher darauf eingehen möchte.**

Vorweg möchte ich Ihnen 2 Videos ans Herz legen:

https://youtu.be/dGow4VDa6V0***

https://www.zeit.de/video/2019-09/6087750314001/klimawandel-was-wenn-wir-nichts-tun?utm_referrer=https%3A%2F%2F****

Unter dem YouTube Link finden Sie einen Auszug der Pressekonferenz der Scientists for Future vom 12.03.2019, der sehr gekonnt darlegt, warum eine Klimaschutzpolitik auch ökonomisch sinnvoll ist - vor allem lässt sich zu der Aussage in der letzten Hälfte des Videos von Prof. Dr.  Göpel, nichts hinzuzufügen - sehr sehenswert.

Unter dem Link der Zeit finden Sie ein sehr gutes Erklärvideo, warum ein schnelles Handeln dringend und notwendig ist. Außerdem erfahren Sie, was es mit den Gradzielen auf sich hat, denn die Zahlen und Kipppunkte, mit denen in Diskussionen argumentiert wird, wirken beim Zuhören doch oft sehr abstrakt.


Quelle: Anna-Lena Meyer

Quelle: Anna-Lena Meyer

Als ich einen Artikel im Tagesspiegel zu oben genannter Pressekonferenz las, blieb ich an dieser Zeile hängen:

„... „Wir müssen in der Gesellschaft auch akzeptieren, dass der Kampf um den Klimaschutz ein unangenehmer ist“, sagte Quaschning. Um die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten, müssen auch normale Bürger überlegen, wie sie klimagerecht handeln können. ...“

Was bedeutet dieser Satz für mich als „normaler Bürger“? Ein wahrhaft klimagerechter Bürger kann sich als Konsequenz nur der Gesellschaft und ihrer Annehmlichkeiten absolut entziehen. Das möchte ich eigentlich nicht und Sie wahrscheinlich auch nicht…
Vielleicht reicht aber eine Annäherung aus!?

Es geht bei dem Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel nicht darum, dass der Mensch seinen Fortschritt aufgibt und alles über Bord wirft - zumindest nicht jedes einzelne Individuum. Natürlich kann man etwas bewegen, indem man kollektiv seine Kaufentscheidungen und Verhaltensmuster anpasst, doch darf man sich nicht der Illusion hingeben, dass ich als Individuum die Macht habe den Klimawandel aufzuhalten, indem ich zuerst nur brav meinen Müll trenne, dann nie wieder fliege und schlussendlich als letzte Konsequenz in eine Hütte im Wald ziehe - dann habe ich zwar meinen ökologischen Fußabdruck um ein absolutes Minimum verringert, aber um unsere Erde und somit auch mich als ihre Bewohnerin steht es trotzdem noch schlecht. Der Konsument nimmt natürlich Einfluss im Kleinen, doch die großen „Verschmutzer“ sind ganz klar gewisse Industrien und deren Lobby, auf die ich keinen direkten Einfluss nehmen kann, ABER und das ist ganz wichtig: Ich kann doch unmöglich so tun, als ob mich die Welt, die mich umgibt, nichts angeht und so weiter machen wie bisher?! Augen zu und durch funktioniert hier nicht. Im Endeffekt beeinflusse ich als Konsument ja eben doch den Markt und an der Wahlurne eine Wahl - wenn auch nur im Kleinen und das ist definitiv besser, als ganz bewusst den riesigen Elefanten (eher ein Mammut) zu ignorieren.

Václav Havel sagte mal: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“

Quelle: Anna-Lena Meyer / https://timbercoast.com/de/

Quelle: Anna-Lena Meyer / https://timbercoast.com/de/

Was mache ich nun also mit dem Wissen, dass ich als Individuum nicht die Welt retten kann, dass ich aber sehr wohl meinen Einflussrahmen nutzen sollte?

Ehrenamtliche Arbeit und die finanzielle oder zeitliche Investition ist natürlich ein wichtiger Bestandteil - vielleicht sogar an einer Demo ab und zu teilzunehmen ist sinnvoll.

Doch was mache ich, nachdem der Clean Up vorbei ist und ich ein Plastikteil weniger davon abgehalten habe seinen Weg durch Wind und Wetter über Flüsse ins Meer zu finden? *****

Ich habe mich entschieden mein Leben nach einer Art Gewissensskala zu leben. Das ist nicht radikal, aber für mich wirksam und ich passe sie immer wieder neu an, denn mit neuen Technologien kommen neue Möglichkeiten und mit neuem Wissen neue Erkenntnisse. Jede Entscheidung, die ich treffe, richte ich nach meiner Skala aus.******

Ein Beispiel: Ich bin unterwegs, habe Durst und meine Flasche zu Hause in der Küche stehen gelassen. Selbst im kleinsten Kiosk habe ich die Möglichkeit zu wählen. Gibt es Wasser aus einer Glasflasche, nehme ich die - gibt es die Möglichkeit nicht, greife ich zu einer Mehrwegflasche - gibt es keine Mehrwegflasche, greife ich schweren Herzens zur Einwegflasche, aber entsorge sie dann zumindest richtig. Auf halber Strecke zu verdursten, ist natürlich keine Option.

Diese Gewissensskalen lassen sich immer und überall anwenden, für große wie auch vermeintlich kleine Entscheidungen. Sie sind meistens nicht der Weg des geringsten Widerstandes, aber helfen mir durch den Alltag und bei Diskussionen mit Menschen, die mich in eine Whataboutism-Schiene drängen wollen. Denn ich weiß für mich, dass ich nach meinem besten Wissen und Gewissen gehandelt habe. Das funktioniert natürlich auch für berufliche Entscheidungen, weswegen ich meinen Kunden entsprechende Wahlmöglichkeiten anbiete. 

Hier ein Beispiel: Mein Kunde braucht eine neue Küche (Second Hand und Aufarbeitungen/Reparaturen der alten Küche sind ausgeschlossen). Eine gute Wahl bzgl. Nachhaltigkeit und Stil des Kunden wäre Firma XYZ. Eine neue XYZ Küche passt aber leider nicht mehr ins Budget des Kunden. Ich könnte jetzt einfach zu irgendeiner anderen Küche greifen, die zum Stil und Budget des Kunden zwar passt, aber in Puncto Nachhaltigkeit keine gute Lösung darstellt oder ich durchforste das Internet nach Musterküchen dieser Firma, die in der Regel stark reduziert sind.

Quelle: Anna-Lena Meyer / An Bord des Greenpeace-Schiffes „Beluga II“ (2012)

Quelle: Anna-Lena Meyer / An Bord des Greenpeace-Schiffes „Beluga II“ (2012)

Das Wichtigste aber ist darüber zu sprechen, sich auszutauschen und Abstand davon zu nehmen, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben - oft lernt man dabei viel.

Ohne Naivität der Realität zu begegnen, aber mit Hoffnung in die Zukunft zu schauen, versuchen nichts mehr auszublenden und jede Entscheidung bewusst zu treffen.
Ahja und den Spaß nicht zu vergessen - das ist mein Mantra und danach lebt es sich ganz gut.

Wenn Sie generell gerne mehr lesen wollen: Jeden Monat schreibe ich hier zu den Themen Design, Umwelt, Reisen oder eben auch zu weisen Lebenskonzepten und zitiere Václav Havel.

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* Quelle: Udo Lindenberg, Mittendrin
** Bitte sehen Sie mir nach, wenn ich in diesem Beitrag nicht zu jeder Statistik und zu jeder Kernaussage eine Quellenangabe dazu schreibe (außer Bild-, Videomaterial und Zitate natürlich), aber dies ist kein wissenschaftlicher Artikel sondern „nur“ ein ganz persönlicher Blogeintrag, der „nur“ meine Meinung widerspiegelt.
Ich möchte Sie also bitten, bei Bedarf Studien selbst zu googeln.
*** Quelle: Jung und Naiv
**** Quelle: Die Zeit
***** Bei der Surfrider Foundation werten wir anschließend den Müll noch aus und geben die Daten an die EU weiter - das können auch Sie tun, sollten Sie ein Clean Up planen. Gehen Sie einfach auf die Seite der Ocean Initiative und melden Sie Ihren Clean Up an. Die Zahlen werden zusammen getragen und ausgewertet. Unter folgendem Link finden Sie z.B.  den Umweltbericht von 2020: https://www.initiativesoceanes.org/Bilan_environnemental_2020_EN.pdf.
****** Greenpeace ist hierfür eine tolle Quelle. Sie bieten viel Material, wenn es um den Kauf von Fisch geht oder an was man sich am Besten orientieren sollte, wenn man Holz kauft. 
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