Von Kennfarben und mitunter merkwürdigen Assoziationen

„Eine Kennfarbe ist eine bestimmte Signalfarbe, die der Möglichkeit der Kennzeichnung – also der direkten Assoziation oder Zuordnung – zu einer bestimmten Gruppe dient.

Ein Satz von Kennfarben und die zugehörigen Regeln bilden eine Farbkennzeichnung oder einen Farbcode.“*

Quelle: Anna-Lena Meyer

Quelle: Anna-Lena Meyer

Farben erwecken in uns Gefühle, Erinnerungen und berühren uns sogar im tiefsten Inneren - oft unbewusst.
Viel öfter aber auch ganz bewusst.
Manche Farben klären uns auf und leiten uns durch den Alltag und manche stoßen uns ab. Was aber mit großer Sicherheit auf den größten Anteil der Menschheit zutrifft ist, dass alle Farben zusammen Freude in uns erwecken oder haben Sie schon mal gehört, dass jmd. Regenbögen hasst?

Quelle: Anna-Lena Meyer

Quelle: Anna-Lena Meyer

Bunt ist fröhlich!

Die Abwesenheit von Farbe (Leere) lässt uns eher traurig oder melancholisch zurück. Oft wird die Leere als schwarz dargestellt, aber die ultimative Abwesenheit von Farbe ist wesentlich komplexer als das uns bekannte Schwarz, weswegen Schwarz nicht nur mit Trauer assoziiert wird.

Schwarz = Mystisch, Sexy, Nachtaktiv, Gefährlich, Aufregend, Monochrom, Konservativ

Na? Fällt Ihnen was auf?
Allein bei der Beschreibung von einer doch eher „banalen Farbe“ wie Schwarz wird eins deutlich - jeder assoziiert Farben anders und nicht selten auch sehr gegensätzlich.

Bei den Farben Violett und Braun fiel mir das persönlich in der Vergangenheit besonders stark auf.

Violett = Spirituell, Extravagant, Kreativ, Abenteuerlich, Universelle Liebe, Aufdringlich, Weise 

Das widerspricht sich ja erst mal nicht unbedingt, sondern kann durchaus miteinander einhergehen, aber jetzt kommt es: Violett wurde irgendwann von irgendjemanden als die Farbe der Prüderie bezeichnet.
Das hat mich damals völlig verblüfft, weil ich ein dunkles Violett immer als sehr sinnliche Farbe gesehen habe. Natürlich ist mir heute bewusst, dass dieses Urteil von einem Chauvinisten gefällt wurde, der Angst vor der Frauenbewegung hatte, aber dennoch hält sich die Assoziation über die Jahre hinweg, trotz seiner banalen Herkunft.


Quelle: Anna-Lena Meyer

Quelle: Anna-Lena Meyer

Braun aber ist meiner Ansicht nach das Paradebeispiel von gegensätzlichen Assoziationen zumindest in Hamburg: 
St Pauli - genauer der 1. FC St. Pauli vs. Nazis/Neonazis. 
Links gegen Rechts. 
Toleranz gegen Faschismus.
Die Geschichte des Vereins liest sich interessant. Die braun-weißen Trikots gab es natürlich schon vor den Nazis als der Verein 1910 gegründet wurde.
Trotzdem versteht sich der Verein als das Gegenteil von rechtem Gedankengut und das nicht erst seit gestern („...Auf der Gegengerade fanden sich rasch Nachahmer, und die Zahl linksgerichteter Fans wuchs.[131] Einer der Gründe hierfür waren Hooligangruppen wie die Löwen des Stadtrivalen Hamburger SV, die von Rechtsradikalen unterwandert waren und Linke aus den Kurven zu verdrängen versuchten...“*). Das heißt, dass „das braune T-Shirt“ zumindest in Hamburg keiner politischen Seite zuzuordnen ist. Der FCSP hat es tatsächlich geschafft Braun als Farbe aus dem Sumpf der rechten Gesinnung zu ziehen - hui das liest sich jetzt aber revolutionär und heizt ordentlich ein, weswegen wir die Politik und den Fussball mal lieber wieder schnell bei Seite legen.

Braun= Ehrlich, Warm, Gesund, Natürlich, Solide, Behaglich, Urtümlich, Ernsthaft, Verlässlich, aber auch Ärmlich, Dreckig, Altmodisch, Spießig, Schmutzig, Schwer, Bieder, Hässlich.

Eine traurige Liste, die aber nicht von irgendwo her kommt, braun ist und war immer zu omnipräsent - es galt nicht als Rarität wie zB Königsblau.
Den meisten Menschen gefällt braun nicht als Farbe und doch fühlen sich die meisten mit Holz sehr wohl. Die wenigsten würden so weit gehen ihren Parkettboden zu streichen, nur um kein Braun sehen zu müssen, denn wir bringen mit dem Holz und dem einhergehenden Braun die Natur in unser Zuhause, was uns erdet und hilft zur Ruhe zu kommen.


Quelle: Anna-Lena Meyer

Quelle: Anna-Lena Meyer

Viele Menschen haben eine Lieblingsfarbe - ich liebe Kombinationen, was für mich als Designer natürlich oft sehr hilfreich ist. Aber auch bei Farbkombinationen gibt es komische Assoziationen.

Ein schönes Beispiel für seltsame Herkunftsmythen ist folgender Spruch:
„Braun zu Blau trägt nur die Sau“
Braun ist nach der Farblehre keine Primär- oder Sekundärfarbe, sondern eher eine Nuance von Orange oder Rot. Die Komplementärfarbe wäre dementsprechend also ein Blauton, was natürlich bedeutet, dass es sogar optimal passt.
Die Herkunft des Satzes hat aber auch nichts mit der Farbkombination zu tun, sondern mit dem Tragen von braunen Schuhen, wenn Man(n) ausgehen wollte, was die Oberschicht nie getan hätte - hier musste es natürlich ein schwarzer Schuh sein. Das englische Äquivalent ist übrigens: „No brown in town“, was den Irrtum deutlich macht.
Trotzdem hört man den Satz noch heute - vor allem bei Menschen, die sich gerne als Oberschicht bezeichnen wollen würden und sich bestimmte Regeln angelernt haben, was genau der Herkunft des Satzes entspricht, denn die tatsächliche Oberschicht hat ihn wahrscheinlich nie genutzt - warum etwas Lernen anhand eines Merksatzes, der zudem auch noch etwas derbe ist, was dir schon in die Wiege gelegt wurde?

Spannend nicht wahr?
Deswegen werde ich die Grundfarbe auf dieser Seite auch alle 3 Monate ändern, denn meine aktuellen „Lieblingsfarben“ sind nicht selten abhängig von der Jahreszeit.

Von Mitte Februar bis Mitte Mai sehen Sie auf dieser Seite meine aktuelle Frühlingsfarbe, von Mitte Mai bis Mitte August die Sommerfarbe, von Mitte August bis Mitte November meine Assoziation zum Herbst und Mitte November bis Mitte Februar hält der Winter Einzug auf dieser Website.

Freuen Sie sich also in der Regel im März, Juni, September und Dezember etwas über Farben zu lesen.

Wenn Sie gerne mehr lesen wollen: Jeden Monat schreibe ich hier zu den Themen Design, Umwelt, Reisen oder eben auch zu Fussballvereinen und gesellschaftlichen Missverständnissen.

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* Quelle: Wikipedia
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Vom Farbcode #88b04b und grünem Gedankengut

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Meine Philosophie und warum ich tue, was ich tue