Vom Farbcode #0F324B, Ozeanblau und einem langen Sommer

„Can you see the sun going down on the water

Can you feel the song of the earth“*

Quelle: Anna-Lena Meyer

Es ist Sommer und damit beginnt für einige Glückliche unter uns die Segel-, Tauch-, SUP-, oder auch Surfsaison. Für meinen Mann und mich wird sie sich dieses Jahr sogar etwas länger hinziehen, da wir das Glück haben im Herbst in der Südsee segeln zu dürfen. Es kann für mich also nur eine Farbe diesen Sommer bestimmen - ein Blauton, der die Tiefen der Meere widerspiegelt: Ein Ozeanblau.

Genau den Ton zu finden, der mir vor Augen schwebte, war aber gar nicht so leicht, denn eine Art „Ozeanblau“ gibt es zwar in den Farbwelten von Farrow&Ball, Caparol, Pantone und co, aber keiner dieser Töne entsprach für mich dem tiefen Blau des Ozeans. Es waren eher nautische Töne mit einem höheren Rotanteil, die man gerne zum Einrichten von Strandhäusern benutzt oder die Form von Blautönen, die man in Strandnähe sieht, deren Grünanteil wiederum zu hoch ist (Tropicalblue nenne ich es mal). Das waren aber alles nicht die Nuancen, an die ich dachte. Ich wollte das Blau, das die Welt verbindet, das unseren Planenten zum Blauen Planeten macht. Im Endeffekt habe ich also meine Bilder vom Segeln der letzten Jahre herausgekramt und das Blau den Bildern auf Hoher See entnommen.

Quelle: Tim Wendrich

Ein dunkles Blau wirkt tiefenentspannend. Ruhe, Harmonie und Geborgenheit sind einige der häufigsten Assoziationen, aber auch Freude, Ehrfurcht und Erhabenheit verbinden einige Menschen mit einem dunklen Blau.

Ozeanblau drängt sich nicht auf. Es vermittelt eher eine gesunde Distanz, aber ist trotzdem lebendig. Bereits seit dem 18. Jahrhundert steht es für eine schlichte Eleganz, die sich nicht in den Vordergrund drängt, doch Blau war auch schon bei den alten Ägyptern beliebt. Sie assoziierten mit Blau das Leben selbst und das Göttliche, was wahrscheinlich mit dem Blau des Wassers und des Himmels zusammenhängt, dessen Blau in keiner direkten Korrelation zueinander stehen.

Doch warum erscheint uns dann der Ozean in Dunkelblau? Wasser absorbiert die Wellenlängen der Sonne, die alle Farbtöne in unterschiedlicher Form enthalten. Je mehr Wasser vorhanden ist, umso mehr Rot wird z.B. verschluckt und umso mehr Blau bleibt übrig, was dann wiederum zerstreut wird - auch zurück zur Wasseroberfläche. Allerdings passiert das alles in sehr schwacher Form. Deswegen erscheint uns ein kleines Rinnsal in den Bergen eher farblos, aber die Masse des Ozeans tiefblau. Je weniger Wasser oder je mehr Schwebeteilchen im Wasser umso weniger Blau (Weswegen das Meer in Strandnähe die Farbe ändert). Auch der Stand der Sonne wirkt sich auf die Farbe aus.

Doch zurück zur Tiefgründigkeit eines tiefen Dunkelblaus.

Quelle: Home Deco

Ozeanblau ist in der Welt der Inneneinrichtung eine solide Basis, mit der man nichts falsch machen kann, außer eine Halle damit zu streichen, denn Dunkelblau vergrößert einen Raum optisch. Am naheliegendsten ist für viele natürlich die Nutzung in Bädern, doch ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen in Dunkelblau eine Chance für andere Räume erkennen.

Dunkelblau ist nämlich ein Alleskönner.

Gepaart mit Messing und hellen Tönen kann dieser Ton viel Dramatik in einen Raum bringen - besonders edel wirkt er gepaart mit Juweltönen anderer Farbgruppen. Wenn man unterschiedlich genutzte Räume optisch verbinden möchte, sich aber eine unterschiedliche Farbwelt wünscht, ist Dunkelblau die perfekte Grundlage, auf der man aufbauen kann. Mischt man Dunkelblau z.B. eher mit Nudetönen, dann wirkt der Raum warm und beruhigend - geradezu meditativ. Mischt man ihn eher mit tropischen Farben wie Korall und einem starken frischen Grün, wirkt der Raum belebend und aktivierend. Das Ozeanblau bildet in diesen Räumen den beruhigenden Anker, den solche Farben brauchen, damit sie nicht überwältigen.

Ob als Wandfarbe oder als Polstermöbel - Ozeanblau zeugt von einer souveränen Kreativität. Da Dunkelblau die Konzentration und das klare Denken fördert, ist man auch gut beraten im Homeoffice diesen Farbton einzusetzen.

Wer sich um die Außenwahrnehmung Gedanken macht, muss sich nicht groß fürchten, denn nicht umsonst ist blau die Lieblingsfarbe der Deutschen. Während andere Farben starke Antipathien hervorrufen können, surft Dunkelblau auf einer eher ruhigen Welle.

Quelle: homestolove.com

Ich für meinen Teil bin schon seit einer Weile am Überlegen, wo Ozeanblau nach unserer Rückkehr seinen großen Auftritt bekommen wird und sein Dasein als Begleitfarbe ad Acta legen darf. Bis dahin wünsche ich Ihnen einen schönen Sommer mit vielen erfrischenden Besuchen am oder auf dem Meer.

Wenn Sie generell gerne mehr lesen wollen: Alle 3 Monate schreibe ich hier zu den Themen Design, Umwelt, Reisen oder eben auch zu Segelabenteuern und tiefen Ozeanen.

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* Quelle: Intro der jährlich statt findenden Ocean Film Tour zu hören im Trailer der 1. Film Tour (2014) https://www.youtube.com/watch?v=IYwXJYpTzlk
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