Vom Farbcode #cc5500 und einer dualen Jahreszeitenfarbe

„Zugvögel fliegen nach Süden

Wenn im Winter alle frieren

Paare gehen getrennte Wege

Wenn sich die Liebe verliert

Geschichten werden vergessen

Wenn niemand sie mehr erzählt

Mein Vater denkt immer an früher

Wenn er Orangen schält.“*

Quelle: Anna-Lena Meyer

Die Orangen und Mandarinen gehören für mich zur Weihnachtszeit wie das Plätzchenbacken im Dezember. Der Geruch der ersten frisch geschälten Mandarine der Saison ist unvergleichlich. Doch auch vorher schon läutet ein rustikaleres Orange die gemütliche Zeit vor dem Kamin ein. Kürbisse und vor allem Blätter in einem tiefen Orange - noch nicht ganz braun, aber nicht mehr leuchtend hellorange - bereiten uns auf die dunkle Jahreszeit vor, wobei eigentlich nichts mehr Leuchtkraft hat als die Farbe Orange. Es ist die wärmste Farbe in unserem Farbspektrum. Vielleicht ist die Apfelsine für uns im Winter grad deshalb so wichtig. Sie wärmt unser Gemüt. Als Farbe im tiefsten Herbst omnipräsent, scheint es so, als wollte uns die Natur nochmal ein letztes warmes Extra für den Winter mitgeben.



Quelle: Anna-Lena Meyer

Natürlich ist die erste Assoziation, an die man bei Orange denkt: Wärme, Wohlbehagen und Frohsinn. Doch auch negative Assoziationen sind nicht unüblich wie etwa Hochmut oder Aggression. Die einen verbinden mit Orange Flammen, die anderen den Wechsel der Jahreszeiten. Auch in der Spiritualität wird man bezüglich Orange fündig: Vor allem in den östlichen Kulturen steht Orange dafür, das Fließende mit der Klarheit und Weisheit zu verbinden. Allerdings wird Orange in einigen Kulturkreisen auch als Trauerfarbe angesehen. Vor allem ein rustikaleres Orange („Burnt Orange“ zum Beispiel) wirkt auf mich melancholisch - der Wechsel der Jahreszeiten und das letzte Aufbäumen der Natur, bevor alles in den Winterschlaf verfällt. Doch grad dieses Orange lässt sich als Deko zu Weihnachten und im Herbst wunderschön kombinieren.

Strohsterne mit getrockneten Orangenscheiben kombiniert, sind bis heute ein großer Hit am Weihnachtsbaum der Naturfreunde. Wenn man der Tanne noch einen kleinen Extra Kick geben möchte, kann man getrocknete Blumen mit feinen Blüten in den Baum integrieren. Auch gedämpftes Weiss im Dekor ist ein guter Begleiter. In einer Familie mit Kindern können Zuckerstangen und Äpfel dem Bäumchen noch etwas mehr Leichtigkeit und Frohsinn verleihen. Bei der Tischdeko treffen zwischen den Kerzen Sharonfrüchte auf Mandarinen und Orangen. Auf Kerzenleuchtern lassen sich dunklere Orangetöne super mit Bienenwachskerzen kombinieren.

Mischt man ein rustikales Orange mit Nudetönen, dunklem Braun, Gold und einem dunklem Rot, hat man eine sehr elegante Farbwelt für die weihnachtliche Deko geschaffen. Doch auch im Rest des Jahres bietet ein rustikales Orange viele Möglichkeiten, dem Haus einen Hauch Wärme zu verleihen, ohne zu stark aufzutragen.

Quelle: Anna-Lena Meyer

Ein rustikales Orange - nennen wir es mal „Rostorange“ - verleiht dem Interieur automatisch einen organischen Touch und dem Raum ein Gefühl von Gemütlichkeit. Es fügt sich ein und schafft gleichzeitig den Spagat, die Einrichtung hervorzuheben.

Es gibt viele Möglichkeiten, Rostorange zu verwenden, ohne das Budget zu sprengen - Dekor, Vasen und ähnliche Akzente fügen sich wunderbar in viele Farbwelten ein. Das Schöne an Rostorange ist, dass es in jedem Raum eingesetzt werden kann. Besonders Übergangsräume wie Flure und Eingangsbereiche sind ideal um sich auszutoben. Dunkles Orange kann einen Raum sofort einladend wirken lassen. Kombiniert mit ähnlich warmen Farbtönen wie Senf und Gold wirkt der Raum nicht nur einladend, sondern auch  zurückhaltend elegant. Die richtige Wahl für eine kühle Farbe, die einen Kontrast zu Orange bildet, ohne sich zu überschneiden, ist ein erdiges Grün.

Rostorange kann aber auch stimmungsvoll und dramatisch wirken. Üppige Samtstoffe und tiefe Juwelentöne können den Look unterstützen. Dunkle Farben wie Smaragdgrün und Königsblau verleihen einen kantigen Look. Rostorange ist auch die perfekte Farbe für das Schlafzimmer. Durch die Verwendung in weichen Textilien fördert sie ein Gefühl von Komfort und Leichtigkeit. Aber auch ein Gemälde in Rostorange über dem Bett fördert schon die Gemütlichkeit. Schattierungen wie Beige, Braun und Taupe sind hier eine super Ergänzung.

Helle, kühle Farben wie Türkis und Petrol können, im richtigen Maß eingesetzt, einen ausgewogenen Look schaffen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, Rostorange in die Einrichtung zu integrieren, vom Schlafzimmer bis hin zu einem warm getönten Wohnzimmer - dieser gemütliche Farbton ist unglaublich vielseitig und mühelos stilvoll.

Quelle: Architectural Digest

Während also die letzten Kürbisse vor die Tür gestellt werden und die letzten orangen Blätter ihren Weg zum Pressen zwischen die Buchseiten finden, könnte man schonmal darüber nachdenken ob man dieses Jahr nur Orangenscheiben trocknet oder auch mal mit anderen Zitrusfrüchten experimentiert.

Wenn Sie gerne mehr lesen wollen: Jeden Monat schreibe ich hier zu den Themen Design, Umwelt, Reisen oder eben auch zu melancholischen Orangen und fröhlichem Baumdekor.

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*Quelle: Orangenlied von AnnenMayKantereit
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