Vom Farbcode #FFFFF3, Schneeflöckchen und Schneeglöckchen

„Inside a snowflake, like the one on your sleeve,

there happened a story you must see to believe.“*

Quelle: Anna-Lena Meyer

Noch ist es Winter und nicht viele Blumen schaffen es zu dieser Jahreszeit zu blühen, doch zwei bahnen sich ihren Weg durch die Blätter und Schneedecken, die momentan auf den Blumenbeeten liegen, nur um uns mit ihren zarten Blüten zu erfreuen. Zum Einen ist es die weiße Christrose (Nicht zu verwechseln mit der violetten Lenzrose) und zum Anderen sind es die Schneeglöckchen. Noch vor den violetten und gelben Frühlingsblumen trotzen sie den Minusgraden und bilden einen weißen zarten Blütenteppich.

Nicht selten sind ihre Blüten komplett vereist oder ihre Köpfchen gar mit einer Schneehaube bedeckt, doch sie halten sich wacker. Wenn der Schnee also zwischendurch mal nicht so richtig will, springen die kleinen Mini-Amaryllis ein, um uns die dunkle Jahreszeit zu versüßen. Was bleibt mir also anderes übrig, als diesen zähen Frühblühern und ihrem Namensgeber eine Extrarubrik einzuräumen: Die Frühjahrsfarbe. Und natürlich ist sie Schneeweiß.

Quelle: Anna-Lena Meyer

Die wohl bekanntesten Assoziationen mit Weiß sind Reinheit, Reinlichkeit, Unendlichkeit, Heiligkeit, Friedfertigkeit und das allgemeine Gute. In einigen Kulturen ist Weiß zwar die Farbe der Trauer, aber der Tod wird auch in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich betrachtet. In vielen Geschichten aus diversen Jahrhunderten wurde Weiß zur Darstellung von mystischen und besonders wertvollen oder reinen Wesen und Figuren genutzt. Ob Elfen, Engel, Fabelwesen aller Art, schneeweiße Schimmel oder auch Moby Dick - sie alle würden ohne ihr weißes Gewand an Mystik verlieren. Hat es im Winter geschneit, sieht die Welt gleich viel freundlicher aus. Saubere, ruhige Watte hüllt die Natur in eine wunderschöne Stimmung, die durch ihre Helligkeit, selbst in der dunklen Nacht, fast magisch wirkt.

Doch auch Sterilität, Kälte und Leere kommt so manchem in den Sinn, der allgemein an die Farbe Weiß denkt. Bei diesen Assoziationen spielen allerdings die Untertöne des Weiß eine wichtige Rolle. Ein Schneeweiß hat in seiner Darstellung meistens eher einen gelblichen Unterton, während Eiskristalle eher einen bläulichen Unterton haben. Wir empfinden ein Schneeweiß also vielleicht sogar eher als warm und ein Eisweiß eher als kalt. Ist ein Raum Ton in Ton, ohne Abstufungen in den Untertönen und ohne unterschiedliche Materialitäten, eingerichtet, wirkt er schnell leer auf Grund der fehlenden Abwechslung. Allerdings empfindet man das bei jeder Farbe so, denn Weiß impliziert die Anwesenheit aller Farben des sichtbaren Lichtspektrums und dürfte somit an sich nicht als leer empfunden werden, denn ein lichtleerer und somit farbleerer Raum wäre das genaue Gegenteil - Schwarz.

Ergo: Ein schneeweißer Raum muss weder kalt noch leer erscheinen, wenn man sowohl Materialitäten wie auch die Ausgewogenheit der Untertöne nicht außer acht lässt.

Quelle: Kelly Wearstler

Mit nur einer ganz kleinen Menge Grün gewinnen Weißtöne eine besondere Weichheit. Streicht man zum Beispiel die Wände eines Raumes in einem Off White mit grünem Unterton wird dieser Raum schnell eine beruhigende Wirkung ausstrahlen. Präferiert man ein einladend und freundliches Weiß, sollte man zu rötlichen Weißtönen greifen. Aber Obacht: Ein zu hoher Rotanteil verwandelt ein pudriges Weiß schnell in ein zartes Rosa. Wer in einem Altbau wohnt und den Charme des Vergangenen unterstreichen will, sollte zu einem Weiß mit gelblichen Untertönen greifen. Ob Eierschale, Elfenbein oder Creme - sie alle schaffen einen Hauch von Nostalgie und können trotzdem, wenn richtig kombiniert, sehr modern wirken. Nur eine winzige Stufe ist Schneeweiß von einem klaren Weiß entfernt. Dieser Farbton ist unkompliziert und kreiert ein sanftes Leuchten. Selbst die dunkelsten Räume werden auf Grund der Reflexionskraft heller und freundlicher.

Schneeweiß lässt sich mit anderen Weißtönen gut kombinieren. Vorsicht ist aber geboten, wenn man einen kompletten Raum nur in Schneeweiß einrichtet. Er kann, wie oben bereits erwähnt, dann schnell leer wirken, trotz der strahlenden Wärme der gelben Pigmente in diesem Farbton. Wichtig bei einem solchen Vorhaben ist es dann, dem Auge etwas Abwechslung zu bieten, entweder durch unterschiedliche Materialitäten oder Farbintensitäten. Unterschiedliche Texturen und Oberflächen zu beachten ist generell äußerst wichtig bei Farbschemata mit wenigen Nuancen.

Quelle: Sarah Sherman Samuel

Wer also grad mitten in einer komplizierten Sanierung steckt und bei einem Raum nicht so recht weiter weiss, der sollte vielleicht einmal vor die Tür gehen, durch den Schnee stapfen und sich inspirieren lassen, denn Schneeweiß passt zu allem gut.

Wenn Sie generell gerne mehr lesen wollen: Alle 3 Monate schreibe ich hier zu den Themen Design, Umwelt, Reisen oder eben auch zur Lichtlehre und schneeweißen Einhörnern.

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*Quelle: „How the Grinch Stole Christmas!“ von Dr. Seuss
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Vom Farbcode #cc5500 und einer dualen Jahreszeitenfarbe